Alles ist wie früher. Wie vorher. Das Leben geht seinen gewohnten Gang. Und doch ist nichts wie früher. Das Tageslicht hat eine andere Farbe. Die Luft hat eine andere Konsistenz. Die Zeit gerät in einen Strudel. Dinge, die erst Wochen her sind, erscheinen einem viel ferner als Ereignisse vom letzten Jahr. Man hat Punkte des Körpers und der Seele gespürt, die man noch nie oder schon lange nicht mehr gespürt hat. Die Umgebung fühlt sich anders an. Gleichsam vertraut und doch irgendwie fremd. Wohne ich in dieser Stadt? Die Perspektive verschiebt sich. War man vorher in einem realistischen Film, ist man jetzt in einem Bild von Escher.

Da hat man, aufgrund früherer Erfahrungen, eine Mauer um sein Herz errichtet, um sich gegen Schmerzen zu panzern und emotionale Achterbahnfahrten zu vermeiden. Das funktioniert auch jahrelang gut und man ist stolz wie Bolle auf seine Baukunst. Wie sich herausstellt, hielt die Mauer aber nur deshalb, weil sie nie ernsthaft geprüft wurde. Denn dann kommt *sie*, und mit ein paar Worten, Blicken, Gesten legt sie die Schutzmauer in Schutt und Asche, und man steht wieder da im kurzen Hemd. Scheiss-Spiel.

Es geht mir gut. Eigentlich müsste es mir gut gehen. Äusseren Faktoren nach müsste es mir gut gehen. Eigentlich. Ich hasse dieses Wort.
Es geht mir scheisse. All die Äusserlichkeiten wirken irgendwie nicht. Das schlimmste, was es gibt, ist die Ungewissheit.

Da ist dieses Gefühl. Immer noch. Es will einfach nicht weggehen. Und wird nicht weniger. Könnte mich vielleicht irgendwer blitzdingsen?

Jemand, der schlecht sieht, bekommt eine Brille. Jemand, der schlecht hört, bekommt ein Hörgerät. Wenn jemand aber nicht zwischen den Zeilen lesen kann und keine Antennen für zwischenmenschliche Schwingungen hat, dann ist er ein Leben lang damit geschlagen, ohne dass Abhilfe in Sicht wäre.

Gestern festgestellt, dass meine Frisur ziemlich der von Emilio Estevez in "Loaded Weapon" ähnelt. Ich muss dringend zum Frisör.